DMH: Wie sehen Sie die Entwicklungen der österreichischen Forstwirtschaft vor allem unter dem Gesichtspunkt möglicher Auswirkungen durch den Klimawandel?
Georg Schöppl: Grundsätzlich positiv. Die Nachfrage nach Holz ist gut, gerade in Zentraleuropa. Österreich ist die Exportnation Nr. 6 der Welt. Beim Export von Holzprodukten sind wir immer im Viertelfinale. Was wir allerdings auch immer erleben werden, sind stärkere naturbedingte Wellen, sowie z.B. in den Jahren 2019 bis 2021, wo die große Borkenkäferkalamität in Zentraleuropa (und hier vor allem in und Deutschland) die Aufnahmefähigkeit unserer Abnehmer überfordert hat. Holz ist ein frei handelbares Gut und daher führt ein kalamitätsbedingtes Überangebot zu temporären deutlichen Preisanpassungen. Das geht dann oft schnell sowohl nach oben als es auch nach unten gehen kann.
DMH: Wird die CO2-Bepreisung auf die Nachfrage nach Forstgütern eine Rolle spielen? Gibt es diesbezüglich spezielle Aspekte auf die Wertentwicklung von Forstimmobilien?
Georg Schöppl: Noch gibt es für CO2-Zertifikate keine verbindlichen gesetzlichen Spielregeln auf EU-Ebene. Erst, sobald diese vorliegen, ist eine seriöse Abschätzung möglich. Ich persönlich glaube, dass der Markt mit CO2-Zertifikaten ein Thema wird. Ich glaube aber, dass es eines von mehreren Produkten sein wird. Kerngeschäft im Wald wird der Verkauf von Holz bleiben. Wir bereiten uns jedenfalls auf dieses Thema vor, um potenziellen Kunden Produkte anbieten zu können.
Aus heutiger Sicht glaube ich aber nicht, dass die Preise durch dieses Marktsegment signifikant steigen werden.
DMH: Inwieweit ist das Angebot an Anlageforstgütern am tschechischen Forstgütermarkt eine Konkurrenz für Österreich? Damit verbunden: Wie sehen Sie die diesbezüglichen Entwicklungen in Zentraleuropa? (Slowakei, Rumänien, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Serbien etc.)?
Georg Schöppl: Für Wälder, vor allem ab Eigenjagdgröße, werden in Österreich aus meiner Sicht seit einigen Jahren Liebhaberpreise bezahlt. Bei allen großen Transaktionen der letzten Jahre, die wir uns genauer angeschaut haben, waren die Verkaufspreise deutlich über dem, was unsere Bewertungen hergegeben hätten. Da spielen andere Faktoren als Rendite eine entscheidende Rolle.
DMH: Wie begegnen die ÖBf der Borkenkäferplage und wie ist Ihre Einschätzung für die weiteren Entwicklungen der Ausbreitung des Borkenkäfers in dieser Dekade und auch weiterblickend? Was sind effiziente Massnahmen dagegen?
Georg Schöppl: Die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel ist für uns die mit Abstand wichtigste Aufgabe. Das ist ein Jahrhundertprojekt. Forstschutz spielt dabei eine zentrale Rolle. Die besten Erfahrungen haben wir in den letzten Jahren mit der sogenannten Fangbaumvorlage kurz vor Beginn der „Käfersaison“ (Anmerkung: das bedeutet, dass Holz als „Köder“ vorgelegt wird, um die 1. Generation der Borkenkäfer abzuschöpfen), mit der kontinuierlichen Stehendbefallsuche und der umgehenden Ernte und dem Abtransport bzw. wenn das nicht möglich ist, Unschädlichmachung, allen voran durch Entrindung gemacht. Das erfordert mehr Personal. Daher haben wir in den letzten Jahren unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Wäldern aufgestockt.
In tieferen Lagen, wo die Fichte von Natur aus eigentlich nicht heimisch ist, werden sich die Bestände nach unten anpassen. Bei den Bundesforsten gehen wir z. B. davon aus, dass sich bei uns der Anteil der Fichte in den nächsten Jahrzehnten von derzeit knapp unter 60% auf dann etwas unter 40% vom Gesamtholzbestand verringern wird. In hohen Lagen, wo die Fichte von Natur aus heimisch ist, glauben wir, dass sie weiterhin eine Zukunft hat.
DMH: Wie ist Ihre Einschätzung für den aufkommenden Trend für Holz als Baustoff? Wird die Nachfrage weiter in diese Richtung ansteigen?
Georg Schöppl: Die Nachfrage ist im Steigen und das wird aus meiner Sicht so bleiben. Gerade die Bestimmungen rund um den Green Deal der EU führen dazu, dass Unternehmen und die finanzierenden Banken immer mehr darauf schauen, wie nachhaltig sie bauen. Da hat Bauen mit Holz einen maßgeblichen Wettbewerbsvorteil.
DMH: Wie sehen Sie die Preisentwicklungen für diverse Holzprodukte wie z. B. Rundholz oder Schnittholz etc. mittel- bis langfristig?
Georg Schöppl: Wir werden auch in Zukunft, Wellenbewegungen, ein Auf und Ab der Preise erleben. Der langfristige Trend zeigt für mich aber nach oben.
DMH: Gibt es ein bestimmtes Thema, das Sie besonders interessiert?
Georg Schöppl: Unsere größte Herausforderung im Wald ist der Klimawandel. Unser Ziel ist ein zukunftsfitter Wald der Zukunft. Dem widmen wir unser Hauptaugenmerk, damit wir auch für die nächsten Generation noch schöne intakte Waldgesellschaften haben, von denen die Eigentümerinnen und Eigentümer u.a. auch gut leben können.
Weitere Informationen zu den Bundesforsten finden Sie unter: www.bundesforste.at